Die Rente kann noch warten
25 Jahre Verwaltung und Buchhaltung für den ASB klingen trockener, als es für Monika Habel war. Tägliche Begegnungen mit Menschen und aushelfen, wo es gerade „brennt“, gestalten ihre Arbeit so abwechslungsreich, dass sie gern noch ein Jahr dran hängt. Mindestens.

Ohne Party „Danke“ sagen – Teil 1
Noch nie wäre sie angebrachter gewesen als 2020, die „Dankeschön-Party“ der Samariter im Saarland. 2013 ins Leben gerufen, hat es inzwischen längst gute Tradition, einmal im Jahr in geselliger Runde gemeinsam auf Geleistetes und Zukünftiges zu blicken – und Menschen zu würdigen, die schon sehr lange für den ASB Landesverband oder seine Tochtergesellschaft tätig sind. Im „Corona“-Jahr gilt es aus den bekannten Gründen leider damit zu pausieren. Auch wenn die Feier dieses Mal ausfällt, möchte der ASB-Landesvorstand keinesfalls aufs Bedanken verzichten. Weshalb jeder der drei diesjährigen Jubilare mit einem persönlichen Portrait gewürdigt werden soll. Den Start macht Monika Habel von der Geschäftsstelle der Gemeinnützigen Heimbetriebsgesellschaft des ASB Neunkirchen.
Eigentlich ist sie gar nicht mehr hier – in ihrem kleinen Büro mit der hohen Decke und Blick in den Garten. Seit Ende November könnte Monika Habel zuhause in Wiebelskirchen Vollzeit-Oma spielen, mit ihrem Mann das Grundstück pflegen und ihre Rente genießen. Doch das reizt die 65-Jährige eher wenig. „Da bin ich nicht der Typ für.“ Weshalb sie fürs Erste ein Jahr verlängert hat. „Dann sehen wir weiter.“
So richtig vorstellen kann sich die Verwaltungsangestellte ein Leben ohne ihre Arbeit beim ASB noch nicht. Muss sie im Grunde auch nicht, nur weil ihre Erwerbstätigkeit endet. Ehrenamtlich stehen ihr danach erst recht alle Türen offen. Zumal sie auch in diesem Bereich wertvolle Erfahrungen mitbringt. (Als Familienhelferin hatte sie eine werdende Mutter bis zur Geburt unterstützt – vor ihrem Einstieg bei den Samaritern.) Doch das ist vorerst Zukunftsmusik, wenn auch der nahen Zukunft.
Ihre Berufsausbildung absolvierte die gebürtige Neunkircherin im örtlichen Eisenwerk. „Das war eine ganz schöne Zeit“, die Aufgaben vielfältig. „Man ist alle Abteilungen durchgelaufen. Das hat mir später hier geholfen“. 13 Jahre blieb sie dem größten Neunkircher Betrieb, der wie kein anderer identitätsstiftend in dieser Stadt war und ist, treu. Dann kamen die drei Kinder. Wobei Monika Habel immer nebenbei stundenweise arbeiten ging, etwa bei einem Rechtsanwaltbüro oder im Sekretariat eines Nachhilfezentrums.
1995 kam sie zum ASB. Den sie nicht nur als Arbeitgeber schätzt, sondern auch für seinen Umgang mit den anvertrauten Menschen. „Im Vordergrund stehen wirklich die Klienten und ihr Wohl.“ Das imponiert ihr, damit kann sie sich identifizieren. In die Verwaltung ist sie „reingewachsen“, erzählt Monika Habel rückblickend. Am Anfang waren es nur fünf Mitarbeiter: „Da stand ich auch schon mal früh in der Küche und hab Frühstück zubereitet, weil jemand kurzfristig ausgefallen ist.“ Inzwischen sind es 45 Mitarbeiter. Und aus anfangs 11 stationären Klienten wurden 27, dazu kamen 65 ambulant. „Man hat was aufgebaut“, Schritt für Schritt kam Neues hinzu. „Das Ganze ist immer größer geworden“, nun kamen ihr die eingeübten Routinen zu Gute. Zum Teil war Monika Habel auch für den Ortsverband Neunkirchen zuständig. „Das wurde dann wieder getrennt. Ich entschied mich damals, bei der Heimbetriebsgesellschaft (HBG) zu bleiben“.
Angefangen hat die HBG in Neunkirchen in der Bahnhofstraße, dann mietete man sich in der Bachstraße ein. Nach einem kurzen Intermezzo der Verwaltung um die Ecke in der Goethestraße wurde die Bachstraße 1 dann endgültig zur „Basisstation“. Im Obergeschoss der Villa leben acht Personen mit psychischen Erkrankungen, vis á vis befindet sich das Tageszentrum mit Angeboten wie etwa Beschäftigungstherapie. Da kommt es schon mal vor, dass jemand bei Monika Habel unten vor der Tür steht und fragt - alles Mögliche, etwa, was man machen muss, wenn die Herdplatte rot glüht oder wo die anderen gerade sind. Dann beruhigt sie denjenigen, schaut nach und versucht zu helfen. „Ich könnte ein Buch schreiben“, lacht Monika Habel, die schon manch skurrile Situation gemeistert hat. Ihr Büro ist die „Schaltzentrale“. „Das Schöne an der Stelle ist diese unheimliche Vielfalt. Und man hat nicht nur mit Papier zu tun, sondern mit Menschen.“ Viele Klienten kennt sie persönlich. „Manche sind schon so lange da wie ich“, da sind Beziehungen gewachsen. Auch das wird sie vermissen. Lange Zeit, darüber nachzugrübeln, bleibt indes nicht. Denn da schellt schon wieder das Telefon - mit einem Jazzsaxophon-Solo. Irgendwie passt das perfekt zu Monika Habel.