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Wünschewagen

Wünsche kennen kein Corona

Fakt ist jedoch: An Pandemie bedingte Auflagen müssen sich selbst Wunscherfüller halten - um sich, ihre Fahrgäste und ihr Umfeld zu schützen. Weshalb der Wünschewagen des ASB Saar zum Ende des Jahres in der Garage in Saarbrücken bleibt. Eine gute Gelegenheit, mit großer Dankbarkeit zurück zu blicken - aber auch kräftig die Werbe-trommel zu rühren, damit baldmöglichst wieder voll durchgestartet werden kann, liebe Spender!

„Das gibt’s nur einmal, das kommt nie wieder, das ist zu schön, um wahr zu sein“ – diesen in Würde ergrauten Schlager von Lilian Harvey müsste man im Grunde genommen jedes Mal einspielen, wenn der Wünschewagen des ASB Saarland vorfährt. Beschreibt er doch recht gut, was das ehrenamtliche Team um Koordinator Jürgen Müller totkranken Menschen und ihren Angehörigen schenkt: ein wunderbares, einzigartiges Erlebnis – oftmals letzter Höhepunkt eines Lebens, ein echter Glückstag. Doch derzeit besteht kein Anlass zum Singen. Covid 19 macht Einsätze der Wünsche-„Helden“ vorübergehend unmöglich. 

„Man kann nicht planen.“ Sagt Jürgen Müller und verhehlt in keinster Weise, wie ihm das missfällt. Derzeit darf der weiße Wünschewagen mit den blau-roten Streifen nicht auf Tour gehen: Die Pandemie legt auch diesen Bereich sozialkaritativer Arbeit lahm. Ideen hätte Müller schon, wie man wenigstens die Wartezeit überbrücken könnte. Nikolausbesuche im Hospiz wären vorstellbar - oder lieber eine Bläsergruppe vor den Fenstern spielen lassen? Ein echter Ersatz ist das natürlich nicht – nicht für Ausflüge in die Normandie oder ins Lego-Land, nicht für ein Helene Fischer- oder Beatles Revival-Konzert, ein Pokalspiel des Lieblingsvereins oder den Besuch des Sea Life, um noch einmal Haie, Rochen & Co. zu bewundern.

Seit dem Frühjahr beherrscht Covid 19 unseren Alltag. Zwar wurden noch bis in den Herbst Fahrten realisiert, aber unter erschwerten Bedingungen. Sich den Hygiene-Auflagen und Kontakt-Beschränkungen anpassend, wandelte sich der Charakter der Wünschewagen-Einsätze. Müller nennt es „umgekehrte Wunscherfüllung“. Dahinter verbirgt sich folgende Idee: Wenn du schon nicht zum Ort deiner Wünsche kommen kannst, dann kommt dein Wunsch halt zu dir. So geschehen etwa im Juli, wo sich Star Wars Fan Jan Peter im Hospiz Saarbrücken zu seiner großen Freude von Sternenkriegern umzingelt sah, allen voran Darth Vader und Fellriese Chewbacca. Nur zu gern hätten Jürgen Müller und seine Mitstreiter den 39-Jährigen in das neu eröffnete Star Wars-Museum nach Norddeutschland chauffiert. Da dies aber nicht möglich war, lud man die Neunkircher Gruppe „Imperial Order“ ein, für die dieser Hausbesuch im Hospiz eine genauso berührende Premiere war wie für Jan Peter und seine Familie. 

Oder dieser zauberhafte Eiskönigin-Abend in St. Ingbert. Dort hatten viele fleißige Hände und Gönner dafür gesorgt, dass eine krebskranke Großmutter und ihre vierjährige Enkelin fast vergaßen, ursprünglich ins Disneyland Paris zu Elsa und Anna gewollt zu haben. Daheim im Garten feierte man stattdessen eine tolle Party mit originalen Liedern und Tanzbeiträgen. „Nach diesem Highlight konnte die Frau loslassen und sterben.“ Was Müller immer wieder erlebt hat bei den bisher über 100 Einsätzen. Der gelernte Rettungsassistent, der sich selbst auch noch ab und zu hinters Steuer setzt, hat den Wünschewagen 2018 mit aus der Taufe gehoben und organisiert seitdem die Einsätze des Spezial-Krankenwagens. Hinter ihm stehen 130 ausgebildete ehrenamtliche Helfer. Jede und jeder von ihnen verfügt über eine medizinische Ausbildung, „das setzen wir voraus“. Personelle Engpässe hat er bisher noch nicht erlebt. „Das ist ein Selbstläufer“, strahlt Müller. Was die Menschen so reizt an diesem ungewöhnlichen Ehrenamt? Dass sie meist mehr zurück bekommen, als sie geben: „Wir haben einen  65-jährigen Rentner neu im Team. Der meinte nach seinem ersten Einsatz, so viel Dankbarkeit hat er in seinem ganzen Berufsleben als Krankenpfleger nicht erfahren.“ 

Bleibt zu hoffen, dass nicht allzu viel Zeit ins Land geht, bis der Wünschewagen wieder rollen kann – für „echte“ Wunscherfüllung. Wofür man auch finanziell bestens gerüstet sein möchte. „Jede Spende hilft uns dabei, unheilbar kranken Menschen einen letzten Herzenswunsch zu erfüllen“, betont Müller. Denn egal, welches Fahrtziel mit welchem Aufwand angesteuert wird – es kostet den Fahrgast und eine Begleitperson keinen Cent.